Festabend zum 150-Jährigen Bestehen der Sektion

Zum 150-jährigen Bestehen unserer Sektion versammelten sich am Samstagabend zahlreiche in der Sektion engagierte Naturliebhaber, Bergfexe und Spitzensportler sowie viele Gäste zum Festabend. Rund 500 Mitglieder und Gäste feierten im AlpenCongress Berchtesgaden den 150. Geburtstag der Sektion. Sie wurden bestens unterhalten während eines kurzweiligen Programmes mit Grußworten, Meinungsaustausch, Musik, Tanz und Theater, wurden kulinarisch bestens versorgt und durften am Ende das Tanzbein schwingen und sich an der Jungmannschafts-Bar ein paar Drinks genehmigen. Die Stimmung war klasse.

Als die Vorsitzende der Sektion, Gabi Schieder-Moderegger, den Festabend eröffnete und die Anwesenden begrüßte, forderte sie als erstes alle in der Sektion Engagierten auf, aufzustehen. Eine stattliche Anzahl an Frauen und Männern erhob sich von den Plätzen. »Vielen Dank für euere Arbeit, die ihr geleistet habt und noch immer tut. Deswegen sind wir heute hier und feiern«, wandte sich die Sektionsvorsitzende an ihre Kameradinnen und Kameraden. Ihr war es eine Ehre, mit ihnen und den Gästen das Jubiläum zu begehen. Nach den 150 Jahren bewegter Geschichte empfindet sie Freude und Dankbarkeit; den Menschen, die trotz der Weltkriege, gesellschaftlicher Umbrüche und wirtschaftlicher Krisen, von 1875 bis heute die Werte des Alpenvereins hochhalten, gilt ihr tiefster Dank. Es erfülle sie mit Stolz, Teil dieser Geschichte zu sein. Die Berge, die wunderschöne und einzigartige Landschaft, sind für Gabi Schieder-Moderegger ein Ort der Herausforderung, der Ruhe und der Inspiration. Und die Sektion ist für sie »nicht nur ein Verein – sie ist eine Familie.« Und mit ihrer Alpenvereinsfamilie will sie auch die kommenden Jahre nachhaltig und verantwortungsvoll gestalten: »Lasst uns gemeinsam anpacken, unsere einzigartige Berglandschaft schützen und unsere Gemeinschaft stärken.« Applaus bescheinigte der Vorsitzenden, auf ihre Kameraden kann sie zählen.

Gabi Schieder-Moderegger schrieb als erste Frau an der Sektionsspitze Geschichte, ließ der Moderator des Abends, der Redaktionsleiter des »Berchtesgadener Anzeigers« Ulli Kastner, die Festgesellschaft wissen. Er ist selbst seit 40 Jahren Sektionsmitglied und freute sich, wie die Sektion »blüht und gedeiht«. Als nächste Grußwortrednerin kündigte er Staatsministerin Michaela Kaniber an, die auf die Frauenpower in der Sektion zurückkam: »Die Frauen sind nicht die Schätzchen der Sektion, sondern die Schätze.«

Sie dankte den Frauen für ihr Engagement, vergaß aber auch die Männer nicht. Obwohl die Bayerisch Gmainerin, wie sie verriet, bislang noch keiner Sektion im Landkreis angehört, ist auch sie voller Bergliebe, »die einzige Liebe, die niemals stirbt«; sie versprach, sich einer Sektion anzuschließen. Für die Zukunft der Berchtesgadener Sektion wünschte sich Michaela Kaniber, sie möge bleiben, was sie immer war: »Ein Stück Heimat, ein Stück Gemeinschaft, ein verlässlicher Begleiter und Partner in unseren Bergen«.

Auch der Präsident des über 1,5 Millionen Mitglieder starken, größten nationalen Bergsteigerverbands, Roland Stierle, gratulierte der Sektion Berchtesgaden. Nachdem er hier schon einige schöne Ski- und Klettertouren unternehmen durfte, war es ihm eine Freude, mit den Berchtesgadenern zu feiern. Er blickte in die Geschichte und erinnerte an den Zusammenschluss des deutschen mit dem österreichischen Alpenverein, »ein Glücksfall«, weil dieser die Erschließung des Alpenraumes mit Wegen und Schutzhütten maßgeblich erleichtert und beschleunigt hat. Auch die Herausforderungen, vor die der Besucherzustrom und der Klimawandel den Alpenverein stellen, nahm er in den Blick. Gemeinsam werden die Sektionen Lösungen finden.

Als nächstes überbrachte als »Flachländer« Landrat Bernhard Kern Glückwünsche. Er hob hervor, welch wertvollen Beitrag die Sektion zum Schutz der einzigartigen Bergwelt und zur Förderung des Bergsports leistet. »Wenn ihr nicht wärt, wie mag es dann draußen aussehen.« Die Berchtesgadener Sektion trage maßgeblich dazu bei, dass die Berge als Lebensraum, als Erholungsort und für sportliche Herausforderungen erhalten bleiben. »Die Arbeit des Alpenvereins hat einen unschätzbaren Wert für unsere Heimat.«

Das Wegenetz im Berchtesgadener Gebiet unterhält die Sektion zum Teil zusammen mit den Nationalpark Berchtesgaden. Dessen Leiter Dr. Roland Baier schaute auf fast 50 Jahre zurück, in denen sich Nationalpark und Alpenverein gemeinsam um das anvertraute Naturjuwel kümmern. Die Diskussionen zwischen Alpenverein und Nationalpark in der Anfangsphase haben dazu geführt, dass sich die beiden nun »sehr gut gefunden« haben. Die Sektion sei wichtiger Kooperationspartner und Wegbegleiter für den Nationalpark.

Bürgermeister Franz Rasp, der ebenfalls seit 40 Jahren Sektionsmitglied ist, erklärte in seinem Grußwort, dass der Alpenverein, der für ihn einst »nur« Solidargemeinschaft und Versicherung war, mittlerweile »so viel mehr« ist. Anhand plakativer Beispiele verdeutlichte er das Spannungsfeld, in dem sich die Alpenvereinssektion befindet: den Zugang zu den Bergen sicherstellen einerseits und den Naturschutz anderseits. Im Namen seiner Bürgermeister-Kollegen bot er an, die Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Alle verfolgen dasselbe Ziel: »Eine intakte Heimat, die man auch betreten darf.«

Bergwacht-Urgestein Berti Kastner hielt ein Plädoyer für die Bergrettung, die nicht, wie viele einen, von Beginn an Teil des Roten Kreuzes war. Das mit fast 91 Jahren immer noch engagierte Sektionsmitglied klärte auf, dass der deutsche und österreichische Alpenverein die Mutter der heutigen Bergwacht sind. Als Anfang des 20. Jahrhunderts die damaligen alpinen Rettungsstellen eingerichtet wurden, war die Berchtesgadener eine der ersten Sektionen, die eine solche Rettungsstelle vorhielt, wusste er. Erst nach dem Krieg war die heutige Bergwacht als eine Organisation des Roten Kreuzes entstanden. Der leidenschaftliche Bergretter wünschte sich auf der AlpenCongress-Bühne, dass sich auch in Zukunft Freiwillige in den Dienst der Bergrettung stellen.

 

 

»Ozapft is«

Im Saal saßen viele engagierte, bergbegeisterte Menschen, die für diese verantwortungsvolle Aufgabe geeignet sind. Sie freuten sich aber zunächst auf den Bieranstich, den Gabi Schieder-Moderegger mit Unterstützung von Werner Bauer vom Hofbrauhaus Berchtesgaden perfekt meisterte. »Ozapft is« – die Stoaheisl Musi spielte ein paar Takte und die Vorstandschaft füllte ihre Gläser, prostete sich zu. Dann ließ sich die Festgesellschaft das Bier und das Menü von Kärlingerhaus-Wirt Oliver Hoeft schmecken.

Austausch über Berghütten und Klettern

Im weiteren Verlauf des Abends führte die Jugendgruppe des Trachtenvereins »D'Edelweißer« Tänze vor und zwei Themen, »Berghütten im Wandel« und »Alpinismus versus Sportklettern«, wurden auf der Bühne diskutiert. Zu den Berghütten tauschten sich der langjährige Stahlhaus-Wirt Heli Pfitzer, der langjährige Sektionsvorsitzende und Hüttenreferent Beppo Maltan sowie der stellvertretende DAV-Präsident Ernst Schick aus. Ernst Schick unterstützt die DAV-Jugend, die mehr Einfachheit auf den Berghütten fordert und das Recht auf Selbstversorgung stärken will. Dieses lange währende Recht wollen Heli Pfitzer und Beppo Maltan den Alpenvereinsmitgliedern nicht absprechen, doch wenn die Selbstversorgung auf den Hütten überhandnimmt, befürchten sie zu viele Nachteile für die Wirte. Dabei, findet Beppo Maltan, »kann man den Hüttenwirten nicht noch mehr zumuten«. Sie müssen sich ohnehin schon mit Auflagen und Bürokratie herumschlagen. Die Hüttenwirte sollten auf keinen Fall mit Vorschriften gegängelt werden, verteidigte Ernst Schick die Anliegen der Jugend. Er war sich sicher, dass es gelingt, alle Interessen unter einen Hut zu bringen.

 

 

Zum Klettern tauschten sich der Spitzen-Kletterer Josef »Steno« Pfnür, die Kletterlegende Wolfgang »Wof« Palzer, Bergwacht-Legende Berti Kastner, Extrem-Kletterer Thomas Huber und das Nachwuchstalent Emanuel Papert aus. Als der fast 91-jährige Berti Kastner mit dem Klettern angefangen hat, war jede Tour unweigerlich ein Abenteuer. Und auch Wolfgang Palzer und Thomas Huber kommen aus einer Zeit, in der die Sicherungstechnik nicht so ausgereift war wie heute. Sie wurden mit dem Klettern mit Abenteuercharakter groß. Mittlerweile bieten Bohrhaken die Möglichkeit, sich abzusichern. Und je mehr man setzt, desto sicherer ist man an der Wand. Dennoch sollte man gefühlvoll und respektvoll mit dem Tool umgehen und die Felsen nicht damit »zupflastern«, befand Thomas Huber und stieß auf Zustimmung. Auch die nachfolgenden Generationen sollen freie Kletterrouten vorfinden.

Das Provisorium mit »Der vergessliche Vorstand«

Ein Musikstück der Provisorium-Musi leitete dann den wohl lustigsten Programmpunkt an dem Abend ein: das Theaterstück »Der vergessliche Vorstand« der Ramsauer Laienbühne. Rudi Fendt spielte Beppo Maltan, wie er am Tag der Jubiläumsfeier versucht, seine Rede auswendig zu lernen. Doch erst verlegt er seine Brille, dann bauen Haushälterin Christl, gespielt von Katinka Markert, und seine Frau Heike, gespielt von Waltraud Hopfinger, Druck auf – in einer halben Stunde beginnen die Feierlichkeiten im »Neuhaus«, »der Jennerthaler, nein Mühlthaler ist schon mit dem Schlitten vorgefahren« und »der Baier Roland mit dem Bartgeier eingeflogen« – und schließlich soll er noch auf Großvater Heinz Zembsch, gespielt von Sylvest Stöckl, aufpassen. Weil der auf der Jubiläumsfeier »für gefühlt 100 Jahre Vereinstreue eine goldene Nadel« bekommt und »eine Tapferkeitsmedaille für diverse Ostwanddurchsteigungen und Übernachtungen mit Damen in der Biwakschachtel«, ist er furchtbar aufgeregt und schenkt sich ein paar Stamperl Schnaps zu viel ein. Schließlich fällt er betrunken vom Stuhl. Mit der Haushälterin versucht Beppo dem Großvater auf die Beine zu helfen, als seine Frau in den Raum schneit. Jetzt schimpft Heike, weil er »nicht in der Lage ist, auf einen alten Mann aufzupassen«. Mittlerweile sind es nurmehr fünf Minuten bis zur Feier und Beppo kann seine Rede immer noch nicht. Wenigstens ist die Brille wieder aufgetaucht. Und dann kommt noch Berti Kastner, gespielt von Mathias Boigs, und gibt Beppo einen Tipp: die Rede aus dem Hut ablesen. Das würde funktionieren, wäre Beppo nur nicht ohne Brille auf die Jubiläumsfeier geeilt. Das Provisorium baute viele Spitzen ein und das Publikum lachte aus vollem Herzen.

 

Nach der Vorführung wagten sich dann die ersten auf die Tanzfläche oder scharten sich um die Jungmannschafts-Bar.

 

Text: Lisa Schuhegger / Berchtesgadener Anzeiger