Das Plenum der DAV-Hauptversammlung in Passau | © DAV / Julian Rohn

DAV-Hauptversammlung 2025 in Passau

Sektion Berchtesgaden macht dem DAV Hauptverband Dampf

24.11.2025

Nach Kritik der Delegierten: Digitalisierung eingegrenzt und Beitragserhöhung abgewendet - Weiterhin Tierprodukte auf den Hütten

Es hätte eine harmonische Hauptversammlung des Deutschen Alpenvereins (DAV) werden können. Dass daraus zumindest teilweise nichts wurde, lag am Wochenende in Passau an der Hartnäckigkeit der sechsköpfigen Delegation aus Berchtesgaden. Die heimischen Sektionsvertreter setzten nach kontroversen Diskussionen durch, dass die millionenschwere Digitalisierung der Mitgliederverwaltung eingegrenzt und die Beitragserhöhung um 3 Euro verworfen wurde. Außerdem verzichtet man nach dem Protest aus Berchtesgaden darauf, Tierproduktarme Verpflegung vorzuschreiben.

Rund 600 Delirierte aus etwa 280 DAV-Sektionen befassten sich von Freitag bis Sonntag in Passau mit Zahlreichen Themen. Dazu gehörten die Aktualisierung des Klimaschutzkonzeptes, der Hüttenwegweiser 2030 als Leitlinie für die Entwicklung der DAV-Hütten, sowie die Digitalisierung des Verbandes. Von der Sektion Berchtesgaden waren die 1. Vorsitzende Gabi Schieder-Moderegger, 2. Vorsitzender Jörg Fegg, 3. Vorsitzender Maxi Essler, die Vorstandsmitglieder Beppo Maltan und Harald Gründel sowie Jugendvertreter Nico Fietkau nach Passau gereist.

Dass die Berchtesgadener mit dieser starken Abordnung zur Hauptversammlung gekommen waren hatte seinen Grund: Immerhin hatte man sich vorgenommen, gegen einige Beschlussvorschläge Widerstand zu leisten. So wollte man die ins Auge gefasste Beitragserhöhung um 3 Euro unbedingt vermeiden. Vor allem auch wegen der Begründung für die geplante Erhöhung. Mit den Mehreinnahmen sollte nämlich weiterhin die Digitalisierung der Mitgliederverwaltung finanziert werden.

In ihren Redebeiträgen, die im Präsidium nicht unbedingt gut ankamen und in einem Fragenkatalog, äußerten die Berchtesgadener Zweifel am Sinn der millionenschweren Investition in die Digitalisierung. „Schließlich ist die Digitalisierung nicht das Kernthema des DAV. Wir haben als gewählte Vorstände auch die Aufgabe, solche Investitionen kritisch zu hinterfragen“, erklärt Gabi Schieder-Moderegger. Und das taten sie dann auch. Schließlich wurden bisher rund 24 Millionen Euro in die Digitalisierung reingesteckt, das Geld für weitere Investitionen hätte man sich durch die Beitragserhöhung von den Mitgliedern geholt.

Beim DAV Berchtesgaden will man sich der Digitalisierung nicht verschließen.  „Digitalisierung ja, aber das kann man auch mit kostengünstigeren Open Sources machen“, sagt Gabi Schieder-Moderegger. So sehen es auch verschiedene andere Alpensektionen, für die der Wege- und Hüttenerhalt Herausforderung genug sind. „Seit 2018 hat man schon 24 Millionen Euro für die Digitalisierung verbraten, passiert ist aber nichts“, kritisiert der langjährige Sektionsvorsitzende Beppo Maltan.

Nach längeren Diskussionen kam es in Passau dann zu einem Kompromiss, dem sich rund dreiviertel der Delegierten anschlossen. So muss der DAV nun mit weiteren 6 Millionen Euro für die Digitalisierung auskommen, eine Beitragserhöhung gibt es nicht.  „Hoffentlich werden wir dann in 15 Monaten eine funktionierende Mitgliederverwaltung haben“, sagt die 1. Vorsitzende.

Wenig später richtete sich die Aufmerksamkeit der Delegierten ein weiteres Mal auf die Abordnung aus Berchtesgaden. Beim sogenannten „Hüttenweiser“ ging es unter anderem um den Hüttenbetrieb, für den auch eine „tierproduktarme Verpflegung“ vorgeschlagen wurde. Dass hätte auch geheißen, dass man weitgehend auf Milchprodukte hätte verzichten müssen. Dazu hat Gabi Schieder-Moderegger eine klare Meinung: „Unsere Almbauern sind ein Kulturgut. Ohne die Almbauern gäbe es auch unsere Berghütten nicht, weil die Almbauern die Kulturlandschaft pflegen. Und auch mit den Milchwerken als wichtiger Arbeitgeber wollen wir gut zusammenarbeiten.“ Am Ende gab es auch einen Beschluss, der die Berchtesgadener zufriedenstellte: So sollen auf den Hütten künftig möglichst „einfache und regionale Produkte“ angeboten werden.

Auf der diesjährigen DAV-Hauptversammlung zeigte sich einmal mehr, dass die Interessen der Alpensektionen und die Wünsche der Sektion aus dem Flachland oft weit auseinander gehen. Das ist auch beim Thema Beschneiung so. So positioniert sich der Hauptverein klar gegen künstliche Beschneiungen von Pisten, in der Sektion Berchtesgaden will man hier differenzieren. „Die kleinen Flächen, die bei uns beschneit werden, sind sicherlich nicht das Problem. Kinder sollen ja auch irgendwo das Skifahren lernen“ erklärte Gabi Schieder-Moderegger. „Aber es muss natürlich alles im Rahmen bleiben, den Bau von neuen Pisten und Beschneiungsanlagen lehnen auch wir ab.“

Zudem endete in Passau am Wochenende die Amtszeit des langjährigen Verbandsrates Beppo Maltan, der wie weitere Verbandsmitglieder verabschiedet wurde. Nachfolger Maltans könnte aus Berchtesgaden möglicherweise der 3. Vorsitzende Maxi Essler werden.

Text: Ulli Kastner, Berchtesgadener Anzeiger