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Nach Nebelrunde im Vorjahr diesmal perfekte Bedingungen im Bayerischen Wald.

 

 

 

Drei wunderschöne Wandertage im Bayerischen Wald erlebten zehn Bergsteiger der DAV-Sektion Berchtesgaden – unter der Leitung von Joe Schedelbauer, der zusammen mit einigen unserer Wanderleiter dortmals seine Ausbildung absolviert hat und bereits zum dritten Mal Touren für unsere Sektion im Bayerischen Wald angeboten hat. Im letzten Jahr hatte eine Gruppe unserer Sektion die gleiche Runde absolviert, allerdings damals ohne jegliche Sicht. Das sah diesmal ganz anders aus.

Goldsteig-Markiierungen als ständiger Begleiter

Die 3 ½-stündige Anfahrt führte sie in die Nähe des Marktfleckens Lam. Am Ecker Sattel, mitten in einem Netz von attraktiven Wanderwegen, sollte es losgehen. Hier erreicht der berühmte „Goldsteig“, der von Marktredwitz bis Passau führt, seinen landschaftlichen Höhepunkt. Sein Logo, ebenso wie die Markierung des Europäischen Fernwanderweges E6, begleitete uns zuverlässig auf unserem geplanten Weg.

Drei Granittürme als Gipfel Nummer 2

Durch den sich langsam färbenden Blätterwald erreichte die Wandergruppe mit dem Mühlriegel, 1080 Meter hoch, die Nummer 1 der acht Tausender. Die Sonne verscheuchte langsam die letzten Wolken, doch es war saukalt. Der Weg führte ständig auf einer 1000er-Höhenlage dahin. Plötzlich bauten sich die drei Granittürme des 1186 Meter hohen Ödriegels auf. Einige Berchtesgadener reizte eine blockige Verschneidung zum Kraxeln. Natürlich gibt es auch einen freundlicheren Auf- und Abstieg. Durch reizvolles Licht- und Schattenspiel weiter wandernd, gelangten die Wanderer zum idyllischen Fleck des Waldwiesmarterls. Mit seinem schönen Kreuz an einer Wegverzweigung auf 1139 Metern forderte er zum Verweilen geradezu auf. Eine kleine Brotzeit aus dem Rucksack konnte ja nicht schaden, immerhin ware die Gruppe schon 2 ½ Stunden unterwegs.

Bayerwald-Granit lässt Gipfel nahezu alpin wirken

Das Schwarzeck, der nächste Tausender, den es zu erklimmen galt, erreicht bereits 1238 Meter. Sein felsiger Bergrücken aus dem typischen Bayerwald-Granit wirkt fast alpin. Es bot sich eine prächtige Aussicht auf das doppelgipfelige Ossermassiv und fast den gesamten Lamer Winkel mit seinen zahlreichen Waldgipfeln.

Romantische Lichtungen und Hochmoorflächen auf dem Weg zum vierten Tausender

Weiters erreichte man die romantische Lichtung des Reischflecksattels. Eine Waldschneise leitet hinauf zur Heugstadt. Die Farben auf dieser 1261 Meter hoch gelegenen Hochmoorfläche entzückten die Wanderer: Rostrotes Gras, teilweise reifüberhaucht, dazwischen Stauden mit roten Beeren, weiche Moospolster in Hell- und Dunkelgrün … Der Weg blieb am Kamm, ein Knüppeldamm half über allzu nasses Moor hinweg. Bald erreichten sie mit dem 1285 Meter hohen Enzian den vierten Tausender.

Eigens georderter Schweinsbraten mit Knödeln

Noch den letzten Aufstieg des Tages galt es zu bewältigen, bis die Gruppe auf dem 1384 Meter hohen Kleinen Arber stand. Fünf Tausender hatten sie überschritten, nach sechs Wanderstunden waren die Beine müde und der Bauch hungrig. Nicht weit am Südhang des Kleinen Arber steht die Chamer Hütte, das für die Wandergruppe reservierte Nachtquartier. Zudem hatte der Bayerwald-Experte Joe Schedelbauer Schweinsbraten mit Knödeln geordert. Den ließen sie sich schmecken, das eine oder andere Bier gab´s natürlich auch.

Sogar die Alpen waren vom Großen Arber, dem höchsten Gipfel, zu sehen

Frisch und munter strebten sie am nächsten Morgen dem „König des Bayerischen Waldes“, dem Großen Arber zu. Ein schönes Kreuz schmückt seine markanten, 1456 Meter hohen Gipfelfelsen, dem sechsten Tausender. Die Wanderer nahmen uns Zeit zum Genießen des weiten Rundumblicks. Sogar die Alpen waren zu erkennen. Am Arber wird auch Schi gefahren, darum gibt es eine Gondelbahn. Eine Gondel mit der Aufschrift „Kuschelgondel“ amüsierte die Berchtesgadener Truppe besonders! Außerdem stehen eine Menge Antennen und zwei Kuppeltürme, die Radaranlagen enthalten, herum. Die Gruppe wanderte jedoch auf gemütlichem Weg neben den Schipisten zur Talstation, wo öffentliche Busse in alle Richtungen fahren.

Von Wald umrahmte weite Wiesen mit einzelnen Bauernhöfen

Die Wanderer ließen sich circa 15 Kilometer nach Lam kutschieren. Hier erreichten sie einen Wanderweg, der sie wieder hinauf zum Ecker Sattel führen sollte. Heute ging es an großen von Wald umrahmten Wiesen mit einzelnen Bauernhöfen gemächlich bergan. Mittendrin der Ödhof, wo sie genau zur Kaffeezeit ankamen. Die guten Kuchen ließen sie sich natürlich nicht entgehen. Der restliche Aufstieg zum Eck von nochmals einer guten Stunde war dann locker zu bewältigen. Der Alpengasthof Eck, für diese Nacht gebucht, bot der Gruppe nun den verdienten Komfort. Abendessen nach Wunsch, reichlich Flüssigkeit und lustige Gespräche in heiterer Runde rundeten den zweiten Wandertag ab.

Freier Kamm mit schöner Sicht am dritten Wandertag

Ein paar Tausender fehlten noch. So brachen wir am nächsten Morgen gleich wieder zu Fuß von diesem wirklich zentralen Standort auf in Richtung Kötztinger Hütte. Nach ¾-stündigem Aufstieg erreichte die Wandergruppe mit dem Großen Riedelstein, stolze 1132 Meter hoch, ihre Nummer 7.
An diesem dritten Tag schien durchwegs die Sonne, über den freien Kamm hinweg bot sich eine wunderschöne Sicht. Einzelne Dörfer schmiegen sich in Waldwellen. Die nahe Grenze zu Tschechien lässt sich erahnen. Durch den einst bedrohlichen „Eisernen Vorhang“ kann man heute problemlos überwechseln von einer schönen Landschaft in die andere. Auf beiden Seiten wohnen nette Menschen.

Rauchröhren vervollständigen die Gipfelsammlung

Bequem wanderte die Gruppe weiter zu den Rauchröhren, die mit 1044 Metern die 1000-er Gipfelsammlung vervollständigten. Der Name ist leicht nahczuvollziehen, recken sich doch röhrenförmige Granitnadeln in den Himmel. Was die Natur hervorbringt, gibt immer wieder Anlass zum Staunen.
Beim Aufstieg hieß es aufpassen. Feuchte Felsstufen, wie oft im Granit mit Flechten überzogen, leiteten in eine enge Scharte. Auf dem Weg zu einem der Gipfel gab es eine glatte Platte für Schwindelfreie. Der Kreuzgipfel ist nur durch Kletterei erreichbar. Seine mit Haken verzierten Wände hatten wir schon von unten bewundert.

Abschied vom Wanderleiter Joe Schedelbauer, der ein Stück seiner Heimat zeigte

Die Kötztinger Hütte war in Sicht. Nach ein paar Zwischengipfeln erreichten die Wanderer sie passend zu Mittag. Der Kammweg führt noch weiter zum äußersten Eckpunkt, dem Kreuzfelsen. Nur einer unsere Truppe war so fleißig, auch ihn noch mitzunehmen. Die anderen gaben sich bei mit bisherigen Pensum zufrieden, zumal  der Kreuzfelsen nur schlappe 999 Meter hoch ist. Essen, trinken,  ratschen und dann auf anderem Weg zurück zum Eck.
Die Gruppe verabschiedete sich von ihrem Freund und Wanderleiter Jo. Er wohnt am „Tor zum Bayerwald“, in Deggendorf, und hat uns ein begeisterndes Stück seiner Heimat gezeigt. Wir fahren gemütlich heim und sind uns einig: Im Woid is schee!

Text: Marianne Brasin, Bilder: Toni Wendl

Weitere Fotos von der Tour mit den acht Tausender finden sich hier in dieser Bildergalerie


Viel Glück mit dem Wetter im Bayerwald und viel Glück mit dem Wanderleiter: Joe Schedelbauer (vierter von links).